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Kenitra

Unsere Nachbarn sind schon früh auf den Beinen und so stehen wir auch auf. Unsere Wege trennen sich, während ihr Ziel unterhalb von Casablanca liegt, bleiben wir auf gleicher Höhe und fahren Richtung Atlantik. Jedoch nicht auf direktem Weg, sondern auf Nebenstrassen an einem Stausee vorbei.

 

Es wird ländlich und wir stellen fest dass die Leute in sehr einfachen Verhältnissen leben. In den Dörfern ist alles zugemüllt und überall schwelen Abfallhaufen vor sich hin. Wir werden von allen neugierig gemustert. Die Leute sind zum Teil auf den Feldern am Arbeiten oder hüten ihr Vieh. Die meisten hocken jedoch gelangweilt herum oder sind auf dem Weg irgendwo hin, auf Eselkarren, Velos oder Motobécanes. Es sind auch viele Kinder unterwegs. Am Morgen sollten sie in der Schule sein, die dauert anscheinend aber nicht so lange.
Die Aussicht auf den See ist sehr schön. Das Wasser sieht sehr erfrischend aus in der kargen Wüstenlandschaft. Aus der Staumauer fliesst der Fluss und plötzlich ist alles grün. Was für ein Kontrast. Es folgen eine grosse Zitrusplantage und ein weiter grüner Abschnitt entlang des Flusses. Keine 100 m daneben lauert aber schon wieder die Wüste und zeigt wer hier das Sagen hat.


Wir erreichen die Provinzhauptstad Kénitra, eine mittelgrosse Industriestadt ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten, die nicht auf dem Plan der meisten Touristen steht. In der Vorstadt finden wir eine Strasse mit lauter Werkstätten. Es wird geschweisst, gehämmert, gespachtelt und lackiert. Am Vortag haben wir die Markise aufgestellt, sie aber vor lauter Schweizer Gesellschaft nicht richtig herunter gespannt. Ausser Reichweite bei den Nachbarn sitzend, hat sie der nächste Windstoss dann emporgeknallt und gegen das Dach geschleudert. Zum Glück konnten wir die verbogenen Stangen wieder gerade biegen und die vier ausgerissenen Nieten uns der nette Mechaniker wieder ersetzt. Er wollte nicht einmal Geld dafür, selbstverständlich hat er von uns ein Trinkgeld erhalten.


Im Camping Chénaie finden wir einen hübschen Schattenplatz unter drei grossen Bäumen. Wir lassen Afrex stehen und erkunden die Stadt zu Fuss. Der Markt im Zentrum gefällt uns und wir machen einige Besorgungen. Man spürt schon den schwarzafrikanischen Einfluss. Viele dunkelhäute Leute verkaufen Bananen und Avocados oder bieten ihre Haarflechtkünste an. An einem Imbissstand essen wir ein Panini gefüllt mit Viande haché, Oliven, Tomaten und Zwiebeln und dazu Frites. Zum Dessert schmaust Olivia noch ein Stück Schwarzwälder Torte.  Anstatt einem Dessert gibt’s für mich nochmals das Menu von vorhin an einem andern Stand. Wir setzten uns zum Essen auf eine Parkbank. Sofort eilt ein Parkwächter herbei und bringt zwei Kartonstücke um uns darauf zu setzen. Und das erst noch gratis.


Der Camping liegt nahe an der Moschee und das Rufen des Muezzin erinnert uns an unser Zuhause. Religiöse Ruhestörung hatten wir da auch zuhauf. Am Abend treffen noch drei Deutsche auf ihren Superadventures ein und stellen ihr Zelt auf. Wir unterhalten uns ein wenig mit Ihnen und erfahren, dass es gleich neben dem Camping ein Shop für Alkohol gibt. Die Gelegenheit nutzen wir natürlich sofort. Wir essen den frisch gekauften Kürbisschnitz zusammen mit Reis, Tomaten und gebratenen Bananen.

 

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