Überglücklich dass wir nicht vom Blitz getroffen wurden, doch ziemlich durchfroren wachen wir auf. Der Himmel ist klar und wir sehen endlich die wunderschöne Berglandschaft.
Nach dem Frühstück machen wir uns auf, den Gipfel zu erklimmen. Wir wissen nicht, ob oder wo es einen Wanderweg nach oben gibt und starten mit dem nächst besten Ziegenpfad. Die Sonne brennt ordentlich auf unsere Köpfe doch die Temperatur ist hier auf 2700 m.ü.M. sehr angenehm. Wir finden keinen Weg nach oben und kämpfen uns mühsam über Stock und Stein den steilen Berg hoch. Als wir bereits fast unser Ziel erreicht haben sehen wir ca. 20 Personen auf dem Gipfel, dies gibt mir die nötige Motivation, weiter zu laufen. Oben werden wir von einer Truppe Militärrekruten begrüsst, welche ein Training hier in den Bergen absolvieren. Der Oberkommandant klärt uns über die verschiedenen Bergspitzen auf und erzählt, dass die Rekruten heute bereits das zweite Mal hier auf diesen Berggipfel gelaufen sind, arme Jungs… Er sichert noch ab, ob wir auch genügend Wasser dabei haben und gibt uns den Tipp, auf der anderen Seite runter zu laufen, da es dort einen Wanderweg gebe. Einen Hügel weiter machen wir dann eine kleine Pause, bevor wir den Wanderweg zurück ins „Tal“ angehen. Die Aussicht auf der gesamten Wanderung ist unglaublich schön, wir geniessen die umliegenden Berge, Sträucher und den Blick auf die verschiedenen Siedlungen der Bewohner, die hier sehr einfach leben.
Als wir unten im Tal entlang der Teerstrasse zurück zu Afrex laufen, begegnet uns zuerst der eine, dann der andere Verkäufer von gestern Abend. Der zweite versucht sein Glück nochmals, uns etwas zu verkaufen, da wir aber sowieso kein Geld dabei haben, verabschieden wir uns ziemlich rasch von ihm. Wir erkundigen uns nach der Offroad-Piste nach Asni, doch der Herr meint, vielleicht komme erneut ein Gewitter, er würde uns die Route für heute nicht empfehlen.
Zurück bei Afrex entschliessen wir uns, nochmals eine Nacht hier zu bleiben und die Entscheidung zu vertagen, ob wir morgen die Teerastrasse oder die direkte Offorad-Route nach Asni nehmen. Wir waren insgesamt über 3.5h auf der Wanderung und sind dementsprechend beide ziemlich müde und gönnen uns unser erstes Nachmittagsschläfchen. Abends kochen wir einen Morchelrisotto und sitzen gemütlich am Tisch, als zwei Herren mit einem Roller daherfahren. Sie erklären uns, dass wir hier nicht bleiben können, da es zu gefährlich sei. Wir erzählen, dass wir bereits eine Nacht hier verbracht haben, und es kein Problem gewesen sei. Doch der „Aufseher“ bleibt stur und erzählt uns, dass nicht weit von hier letztes Jahr zwei Mädchen getötet worden seien. Vor dem Sonnenuntergang müssen wir unten im Tal auf dem Parkplatz sein, sonst rufe er die Polizei. Lino möchte noch nicht aufbrechen, da wir uns schon vollständig eingerichtet haben, wir räumen also nur einmal das gröbste zusammen und warten ab, was passiert.
Da sehen wir zwei Backpacker an unserem Auto herumlaufen, wir stellen uns vor und kommen rasch ins Gespräch. Als sie ihr Zelt neben Afrex aufschlagen wollen klären wir sie über das „Gesetz“ auf, dass man hier nicht übernachten dürfe. Da Arouia Marokkanerin ist, nimmt sie das nicht sehr ernst und meint, sie regle das dann schon. Kaum 10 Minuten später kommt auch erneut wieder der Herr auf dem Roller daher. Arouia diskutiert lange mit ihm, doch es nützt nichts, wenn sie es nicht schafft dass wir bleiben können, dann geht es wohl wirklich nicht. Wir nehmen Arouia und ihren französischen Freund, Thibault, mit ins Dorf, wo sie neben Afrex ihr Zelt aufschlagen. Da es hier wirklich kalt ist, quetschen wir uns zu viert in den Bus und trinken Bier. Die beiden haben die Route Marokko – Senegal bereits früher einmal mit ihrem Bus gemacht, können uns also gute Tipps für unsere Weiterreise geben. Wir heizen ordentlich ein, damit die Nacht nicht ganz so kalt wird.
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Schwizer Margrit (Freitag, 13 September 2019 09:55)
Wunderschön! Macht’s gut�