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Polizei, unser Freund und Helfer

Weiter geht’s auf der schönen Strasse Richtung Kissidougou. Hier in Guinea werden wir bei jeder Polizeikontrolle angehalten. Nach einem Smalltalk mit den Polizisten, dem Vorweisen unsere Papiere, der Pannendreiecke und des Feuerlöschers können wir jeweils weiterfahren. Zwar fragen einige Beamten nach einem Geschenk, doch wir schenken normalerweise nichts. Heute werden wir in Kissidougou erneut angehalten. Die Polizisten lassen nicht locker und suchen nach einem Grund, uns eine Busse zu verpassen. Leider habe ich noch die Kamera umgehängt, sodass sie uns eine Busse für’s Fotografieren erteilen wollen. Wir zeigen ihm das Foto und löschen es vor seinen Augen, doch er ist damit noch nicht zufrieden. 300‘000 GF (30 Euro) sollen wir bezahlen, weil das Fotografieren in Guinea anscheinend nicht ohne Einwilligung erlaubt sei. Wir wollen unserem Prinzip treu bleiben und nichts bezahlen, doch nach einer Stunde Diskutieren haben wir genug. Mit 4 Euro können wir die beiden zufriedenstellen und unsere Weiterfahrt erkaufen.

 

Da wir die Pause nun bereits im und ums Auto verbracht haben, lassen wir Kissidougou unbesichtigt hinter uns. Es geht nochmals einige Kilometer auf der schönen Strasse weiter, bevor sie ca. 20 Kilometer vor Guéckédou abrupt verschwindet. Einige Bruchstücke von der alten Asphaltdecke lassen eine Strasse erahnen, ansonsten besteht sie aber hauptsächlich aus Sumpf-Schlamm- und Schlaglöchern. In Guéckédou stärken wir uns in einem Restaurant, damit wir noch ein Stück Weg hinter uns bringen können.

 

Wir kommen nicht weit, da werden wir bereits wieder von der Polizei gestoppt. Dieses Mal liefern wir ihnen auch einen guten Grund für eine Busse, da ich nicht angeschnallt war. Wie jeder Offroad-Fahrer aber weiss, soll man sich im Gelände nicht angurten, da der Gurtspanner einen sonst zerquetscht. Wir haben aber trotzdem nicht Lust, schon wieder zu bezahlen und diskutieren mit der Polizistenbande. Währenddessen fahren unzählige Verkehrsteilnehmer vorbei; zu dritt und ohne Helm auf dem Töff, angegurtet ist sowieso niemand, Pick-ups, die vor Überlast fast zusammenbrechen, blinde Passagiere auf dem Dach und so weiter. Die Situation ist blockiert und so beschliessen wir, das ganze auszusitzen, bis wir unsere Dokumente zurück erhalten. Nach einer Stunde unternehmen wir einen neuen Anlauf, doch der Polizist hat uns den Strafzettel bereits geschrieben. Unsere Geduld ist am Ende, um deutlich zu machen, dass wir nichts bezahlen, zerreisst Lino den Strafzettel und schmeisst ihn dem Polizisten vor die Füsse. Nun kommen wir sicher nicht mehr weg von hier, da die ganze Beamtengruppe sauer ist. Wir beobachten, wie die Polizistin unsere Dokumente in ihre Handtasche packt. Kurz darauf räumen sie den mobilen Posten und düsen auf den Mopeds davon, natürlich ohne Helm aber mit unseren Dokumenten. Nun stehen wir etwas verdattert da und analysieren den Stand der Dinge und müssen unseren Plan wohl ändern. Wir wollen den Polizisten nicht hinterher-höselen und beschliessen die Nacht an Ort und Stelle zu verbringen. Morgen früh werden die Beamten bestimmt wieder kommen, hoffentlich mit unseren Papieren. Zu allem Übel zieht auch noch ein Gewitter auf und wir verschanzen uns in Afrex. Sehr gemütlich ist dieser Platz sowieso nicht, direkt an der Strasse. Dauernd rumpeln wieder 40 Tönner vorbei und jeder Töff-Fahrer muss natürlich hupen. Abends um halb neun klopft es plötzlich an der Tür, siehe an, zwei Polizisten sind in zivil zurück gekommen. Anscheinend hat sie doch noch ein schlechtes Gewissen geplagt, sie meinen, dass wir doch bitte in die Stadt zurückfahren sollen. Hier an der Strasse sei es nicht sicher, es gäbe Banditen in dieser Gegend. Sie eskortieren uns also zu zweit auf ihrem Motorrad durch den strömenden Regen. Die Strasse ist nun im dunklen noch kniffliger zu bewältigen und so brauchen wir 40 Minuten für die 8 Kilometer zurück nach Guéckédou. Sie fahren uns bis zur Total-Tankstelle vor, wo wir unsere Dokumente wieder erhalten. Hier verbringen wir die Nacht zusammen mit gestrandeten Taxis und Bussen. Wir müssen einen kleinen Batzen bezahlen, dafür patrouilliert ein Wächter mit einer AK-47. 

 

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