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Afrikanische Ur-Gaffer

Am Morgen füllen wir nochmals alle unsere Wasservorräte beim Brunnen auf, dieses Mal jedoch gleich bei der Abreise, zusammen mit Afrex, sodass wir nicht schleppen müssen. Wir fahren weiter Richtung Elfenbeinküste. Doch unser Visum ist erst ab dem 13. November gültig uns so bleiben wir also noch eine Weile in Guinea. Wir machen Rast in Nzérékoree, der zweitgrössten Stadt Guineas, in der viel läuft. Die Strassenseiten sind voller Marktstände und so bleibt für die vielen Fahrzeuge nicht mehr viel Platz. Ständig wird gehupt, und als Fussgänger muss man sich zwischen den Motos und den Ständen vorbeizwängen. Der eigentliche Markt befindet sich aber in unzähligen Wellblechhütten, die ein gigantisches überdachtes Labyrinth bilden, in dem man sich sehr gut verirren kann. Wir fühlen uns ein bisschen nach Fès zurückversetzt. Irgendwann finden wir einen Ausgang und geniessen die frische Abgasluft in der Freiheit. Wir entdecken einen Getränkehandel und decken uns mit dem Guineanischen Bier, Guiluxe ein. Unser Mittagessen finden wir nach längerem Suchen in einem Resto, wo wir leckeren Reis mit Sauce feuille-de-maniok geniessen. Es kostet 40 Rappen. Zusätzlich decken wir uns noch mit allerlei Gemüse und Früchten ein, bevor die Fahrt weitergeht. Hier ist es so dicht bewaldet, dass es schwierig ist, eine freie Stellfläche zu finden, und auch auf unserer super App ist diese Ecke der Erde weitgehend unbekannt. Kurz nach Nzérékoree biegen wir auf eine Nebenstrasse ab und suchen einen Übernachtungsplatz.

 

Wir fahren an zwei Dörfern vorbei, in deren Mitte ein schöner Fluss fliesst. Beim zweiten Dorf fragen wir, ob wir da übernachten dürften. Die Männer führen uns zum Dorfchef. Der ist leider nicht vor Ort, aber sein Sekretär versichert uns, dass wir dort gerne übernachten dürfen. Das ganze Prozedere wird von etwa 40 Kindern mitverfolgt, die uns aus einem Meter Entfernung anstarren. Wir fahren also zum Fluss und richten uns dort ein. Da unsere Füsse vom letzten Rastplatz so verstochen sind, stellen wir die Stühle in den Fluss und kühlen unsere Beine. Nur wenige Leute kommen vorbei um Wäsche zu waschen oder uns zu beobachten. Von einem älteren Mann erhalten wir noch Palmwein, der uns jedoch überhaupt nicht schmeckt. Später kommt eine ganze Kinderschar bei uns vorbei und lässt uns nicht mehr in Ruhe. Anscheinend sehen die Bewohner hier nur sehr selten weisse Leute. Wir können uns nun vorstellen, wie sich Affen in einem Zoo fühlen müssen. Die Kinder kennen keine Privatsphäre, sodass sie uns fast ins Auto reinkriechen. Natürlich müssen sie sich auch gegenseitig immer mehr beweisen, so beginnt ein Kind, mir die Hand zu reichen. Ein anderes setzt sich in unseren Stuhl und fast jedes Kind muss mindestens einmal unseren Tisch oder das Auto berühren. Ich versuche, mit den Kindern zu sprechen, was jedoch aufgrund ihrer schlechten Französisch-Kenntnisse nicht möglich ist. Langsam wird es mühsam, denn wir können uns keinen Zentimeter bewegen, alles was wir machen wird intensiv beobachtet. Auch als wir uns in den Bus setzen und die Türe schliessen gehen die Kinder nicht weg. Ich öffne also die Türe mit der Kamera vor dem Gesicht. Einige Kinder springen gleich davon, kommen aber rasch wieder, als sie merken dass so ein Fotoshooting ja auch ganz witzig sein kann. So bringen wir die Kinder also leider auch nicht los. Irgendwann wird es uns zu viel und wir machen den Kindern klar, dass sie nach Hause gehen sollen, sie können ja morgen wieder kommen. Die meisten Kinder verschwinden dann auch. Als wir uns endlich wieder einmal unbeobachtet fühlen essen wir Znacht, zum Glück haben wir noch Resten vom Vortag. Als es schon dunkel ist, kommen junge Männer vorbei, die mit uns sprechen möchten. Einige davon sind ziemlich betrunken, wir riechen den Palmwein bis ins Auto. Anscheinend haben die zwei Dörfer Streit und wir befinden uns gerade beim Fluss, welcher die Dorfgrenze darstellt. Also hätten wir auch beim anderen Dorf nachfragen müssen, ob wir hier stehen dürfen. Wir diskutieren lange mit dem Anführer, der als einziger einigermassen französisch spricht. Es ist ein sehr unangenehmes Gespräch, da die betrunkenen Typen im Hintergrund immer wieder etwas rufen uns sich einmischen wollen. Irgendwann einigen wir uns darauf, dass sie am nächsten Tag wieder kommen sollen und wir dann in Ruhe miteinander sprechen können. Wir sind heilfroh, als wir endlich unsere Abendruhe haben und beschliessen am nächsten Morgen früh gleich von hier fortzufahren, auf Nimmerwiedersehen.

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Kommentare: 2
  • #1

    Astrid Graber (Freitag, 15 November 2019 10:46)

    Uiuiui er erlebed jo sache. Unglaublich. Aber er mached da guet mitem konsequent si. Super. Macheds witerhin no so guet und gnüssets wonner chöned. Gruess us Wienacht.

  • #2

    Toberni (Montag, 02 Dezember 2019 22:53)

    Gut verhandelt! Wie wir in Luzern sage; verschiebe die Diskussion auf morgen, dann hast du keine Sorgen. Gilt demfall auch in guinea. ����