Heute Nachmittag können wir das Ghana-Visum abholen. Morgens machen wir uns mit einem Minibus auf nach Abidjan. Die Fahrt dauert etwa 1.5 Stunden und kostet 500 CFA (80 Rappen) pro Person. Zum Glück haben wir einen guten Platz direkt am Fenster ergattert, sodass wir gut mit frischer Luft versorgt werden. Bei der Endstation steigen wir aus und machen uns zu Fuss auf Erkundungstour. Abidjan ist eine moderne Grossstadt, wir sind es uns überhaupt nicht mehr gewöhnt so viele normale Shops und weisse Leute zu sehen. Wir schauen uns das Pyramidenhaus an, welches uns aber nicht sonderlich beeindruckt. Schon imposanter ist die St. Paul Kathedrale, die wir wegen einer Messe aber nur von aussen anschauen können.
Fürs Mittagessen haben wir uns dank der Couchsurfing-Plattform mit Camille verabredet, einer Französin, die bereits zwei Jahre in Abidjan wohnt. Wie es der Zufall will, wohnt ein Schweizer, Noah, für einige Tage bei Camille. Beim Mittagessen tauschen wir die Erfahrungen aus, die wir auf unserer Reise gemacht haben. Noah hat die Strecke von der Schweiz bis Gambia alleine mit dem Fahrrad und dem Zelt zurückgelegt. Von Gambia nach Abidjan hat er dann den Bus genommen. Auch Noah kann an diesem Nachmittag sein Ghana Visum abholen, sodass uns Camille nach dem Essen zur Botschaft fährt.
Bei der Botschaft folgt dann die grosse Überraschung. Anstatt uns einfach das Visum auszuhändigen, auf das wir nun bereits vier Tage warten, verlangt der Angestellte erneut diverse Dokumente (Gelbfieberausweis, Fahrzeugausweis, Versicherungskarte). Die Versicherungskarte haben wir leider nicht dabei, sagen aber, dass wir genau gleich versichert seien wie Noah. Der Angestellte meint dann, dass die neuen eingereichten Papiere zuerst wieder von Accra überprüft werden müssen und wir dann morgen unser Visum abholen können. Es folgt eine stündige Diskussion über unsere Quittung/Bestätigung, dass heute der Abholtag sei und wir den ganzen Weg in die Stadt nur für das Visum auf uns genommen hätten. Zudem hat Noah für morgen früh den Bus nach Accra gebucht und muss einen Tag später auf das Schiff, das ihn zurück in die Schweiz bringt. Für ihn ist es also undenkbar, das Visum erst am nächsten Tag zu erhalten. Schlussendlich gibt er uns unsere Pässe und wir sehen, dass das Visa bereits gestern ausgestellt wurde. So wird man hier also verarscht und schikaniert, wir können es kaum fassen.
Naja, dieses Visum mussten wir uns wirklich hart verdienen, sodass wir uns zusammen mit Noah ein Sieges-Bier in einer Bar gönnen. Von Abidjan nehmen wir ein Taxi direkt nach Grand Bassam, die Fahrt mit dem vollgestopften Minibus wollen wir uns nach diesem anstrengenden Tag nicht nochmals antun. Doch auch die Taxifahrt stellt sich als Nervenkitzel heraus. Der Fahrer scheint keine Minuten stillstehen zu können. Im grössten Abendverkehr sucht er sich ständig eine kleine Lücke und drängelt überall vor. Zudem macht er auch Gebrauch vom Pannenstreifen, Abkürzung über die Tankstelle, Trottoir und sogar über den Fussgängerweg fährt er. Als wir endlich den stockenden Verkehr hinter uns gelassen haben atmen wir erleichtert auf. Doch die Beruhigung hält nicht lange an, denn es beginnt wie aus Eimern zu regnen. Der Fahrer lässt sich jedoch davon nicht beirren und hält seine 100 km/h auf der Autobahn konstant. Scheibenwischer und Lüftung funktionieren natürlich nicht mehr. Lino macht ihn vorsichtig darauf aufmerksam, dass die Sicht doch sehr eingeschränkt sei und wir es nicht soo eilig hätten. Doch der Fahrer meint nur „Kein Problem, er und alle Autos hätten ja den Warnblinker eingestellt, so sehe man die anderen Autos wunderbar“. Phu, als wir endlich aussteigen sind wir heilfroh und freuen uns auf einen gemütlichen, ruhigen Abend im Hostel. Da folgt die nächste, dieses Mal aber freudige Überraschung.
Drei neue Overlander-Autos sind heute eingetroffen. Das Schweizer Ehepaar, Barbara und Koni, begrüsst uns sehr herzlich, bietet uns direkt ein Bier und Nudeln an. Sie haben die gleiche Strecke hinter und vor sich, sind jedoch viel schneller unterwegs als wir. Später am Abend lernen wir auch noch die anderen neuen Reisenden kennen. Zwei Franzosen, Sandrine und Toni, sowie einen Deutschen, Robert. Wir freuen uns sehr über die neuen Bekanntschaften und nach einem Abend voller Gesprächen und Austausch steigen wir dann hundemüde ins Bett.
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stef (Montag, 09 Dezember 2019)
hmmm, schön und spannend und bier gibt es auch! top liebe grüsse (lieber schweizer als deutsche überall)