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Hoher Besuch vom Chairman

Heute stellen wir den Wecker auf 6 Uhr, da wir hoffen, dass am Morgen noch nicht so viele Checkpoints aufgebaut sind. Beim Hotel gibt es noch ein kleines Problem, da sich die Türe zum WC nicht mehr öffnen lässt. Der Besitzer gibt uns die Schuld und möchte Geld für die Reparatur kassieren. Da wir in letzter Zeit genug solche Erfahrungen gemacht haben und wir eh schon zwei Zimmer bezahlen obwohl wir nur eins nutzen, brennt bei Bart kurzerhand eine Sicherung durch. Er erklärt dem Besitzer lautstark auf holländisch was er von dieser Idee hält. Das macht Eindruck und der Besitzer gibt klein bei. Früher oder später geht es bei jeder Konversation hier in Nigeria um money, money, money. Auch brennen fast alle Nigerianer darauf, Nigeria schnellstmöglich zu verlassen. Sie erzählen uns, sie hätten die Schnauze voll von hier und sähen keine Zukunft im Land. Zudem könne man keinem Nigerianer über den Weg trauen, niemals und ausnahmslos. Exakt diese Aussage haben wir mehrmals gehört, und das sagt einiges über ein Land aus. Nigeria befindet sich in einer tiefen Vertrauenskrise und alle laufen davor davon.


Um 7 Uhr sind wir bereits auf der Strasse und geniessen das gute Vorwärtskommen ohne Checkpoints. In Mararaba müssen wir die Entscheidung treffen, wo wir durchfahren. Es gibt zwei verschiedene Möglichkeiten, nach Gembu zu kommen. Die eine führt von hier nördlich über 325 Kilometer zum Ziel. Die andere südlich über 150 Kilometer, aber es ist nicht klar, ob der Weg in Abong nicht versperrt ist. Wir möchten eigentlich kurz vor Mararaba noch bei den lokalen Taxifahrern nachfragen, wie sie die Lage einschätzen, doch Bart ist davon überzeugt, dass wir durchkommen. Wir fahren also 50 Kilometer auf sehr holprigem und staubigem Track bis wir in Baissa ankommen. Dort merken wir, dass wir es nicht vor Dunkelheit nach Gembu schaffen würden. Wir lassen uns also dort in einem Hotel nieder, wo wir auf dem Parking übernachten dürfen. Die Besitzer feilschen hart um den Preis (wie überall in Nigeria) und wir geben uns wegen fehlender Alternativen geschlagen. Spät nachmittags kommt der Chairman des Dorfes vorbei, um uns zu begrüssen. Er ist sehr an unserer Reise interessiert und möchte die Kontaktdaten austauschen. Dann fragt er nach, ob wir auch lokale Speisen essen, was wir natürlich bejahen. Schnell schickt er seine „Boys“ los um uns diverse Leckereien zu besorgen; Orangen (mehrere Kilos), Bananen (mehrere Kilos), vier 1.5 Liter Flaschen Wasser und Erdnüsse. Zudem bestellt er bei seiner Frau gekochte Yams und Kochbananen für unser Nachtessen. Wenn er die Anordnung gibt, geht’s schneller als im Restaurant und es ist wirklich sehr lecker gekocht. Er freut sich, dass wir sein Essen geniessen und wir freuen uns über den offerierten Znacht. Die Stimmung senkt sich etwas, als er erklärt, dass wir auf diesem Weg ganz bestimmt nicht nach Gembu fahren können, da die Strasse noch immer blockiert sei. Anscheinend hat das Dorf vor einem Jahr die Strasse gesprengt, um eine neue zu bauen, das ist aber bis heute noch nicht passiert. Er sagt, wir müssen nach Mararaba (50 Kilometer, 2 Stunden Fahrtzeit), zurückkehren und von dort die nördliche Strasse nehmen. Bart fragt sicherheitshalber noch bei einem Reisenden nach, der bereits in Gembu auf uns wartet, welche Strecke er genommen hat. Ben schreibt, dass genau auf diesem schwierigen Abschnitt sein Motorrad kaputt gegangen sei und wir mit dem Auto keine Chance hätten, da durchzukommen. Nun ja, immerhin haben wir die letzten 50 Kilometer nicht umsonst, sondern für einen leckeren Znacht gemacht. Und zudem ist es auch eine Wohltat, mal einen netten Nigerianer zu treffen. :)

 

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