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Drei Tage Wüstenquarantäne

Wir dürfen unsere Wasserkanister nochmals füllen, bevor wir uns auf den Weg in die Wüstenquarantäne machen. Gerüchten zu Folge macht Angola ab morgen Lockdown, sodass wir gut ausgerüstet sein wollen. Vor allen Banken in der Stadt hat es eine riesen Menschenschlange, die alle noch Bargeld brauchen. Wir tauschen nochmals Dollar auf dem Schwarzmarkt. Beim Supermarkt müssen wir sehr lange anstehen, Hände desinfizieren und Abstand halten… Von Chaos ist hier aber noch lange nicht die Rede, alle Produkte sind noch vorhanden –ausser Brot, aber das können wir auch selbst machen. Zum Schluss tanken wir Afrex nochmals voll auf. Jetzt sind wir bereit für die Wüste :-) Wir fahren durch die Steinwüste nach Vila do Arco, wo wir einen wunderbaren Canyon und einen Steinbogen besichtigen. Danach fahren wir noch ein bisschen weiter und machen irgendwo im Nirgendwo halt.

 

Wir fahren weiter durch wunderschöne Landschaften Richtung Pediva. Die Strasse ist zwar noch auf unserer Karte drauf, vielmehr als ein Track ist es aber nicht. Auch das Dorf Pediva ist bloss eine Ansammlung von ca. 10 Hütten, 130 km von der nächsten Siedlung entfernt. Das Dorf  liegt an einem Fluss, sodass die Leute Gemüse anpflanzen können. Das Leben hier ist sehr einfach und entschleunigt.

Das Landschaftsbild wechselt abermals. Es wird wieder grüner je weiter weg wir von der Küste kommen. Der Weg wird sehr selten von Autos befahren. Das nächste Dorf das wir ansteuern wird normalerweise von der anderen Seite aus angefahren. Auf dem Navi ist auch nichts mehr Vermerkt und so fahren wir nach Koordinaten dem Ziel entgegen. Die vielen Kuhwege in der Savanne verwirren uns zunehmend und wir nähern uns dem Ziel im Zickzack. Praktisch jeder Busch ist mit unzähligen Käfern/Heuschrecken übersäht. Es sind riesige, gefrässige rotgrüne Monster. Ansonsten sehen wir auch viele Vögel und am Morgen ist noch eine Gruppe Antilopen vor uns geflohen. Wir kommen zu zwei Monolithen in der Ebene wo es Felsgravuren geben soll. Um die zu besichtigen müssen wir aber erstmal hochkraxeln. Genau jetzt zieht aber ein zünftiges Gewitter auf  und wir wissen nicht was wir tun sollen. Wir wagen es dann doch und erreichen den Felsvorsprung mit einer kleinen Nische darunter. Die Decke ist mit vielen Zeichnungen übersäht. Die meisten sind ziemlich abstrakt mit weisser oder roter Farbe gemalt. Einige sehen wirklich alt aus. Es sind aber bestimmt auch neuere dazugekommen. Die Gewitterfront hat mittlerweile den Fels erreicht und wir sind eingeschlossen. Immerhin sind wir vor Regen und Blitz sicher. Es dauert nicht lange und der Spuk ist wieder vorbei. Wir wagen uns an den Abstieg. Nun sind die Steine nass und rutschig und wir müssen sehr vorsichtig sein. Zurück beim Auto steht ein Gruppe Dorfbewohner um uns. Wir verstehen nicht genau was sie wollen aber es tönt nicht freundlich. Sie wollen uns offenbar los sein und wir erfüllen ihnen diesen Wunsch gern. Nun hat sich die Furcht vor dem Coronavirus also bis hierher verbreitet.

Wir fahren weiter und machen ca. 15 km vor dem nächsten Dorf Rast. Lange haben wir unsere Ruhe auch dort nicht. Zuerst kommen Typen auf Motos vorbei und betteln aufdringlich um essen. Dann steht wieder mal die Gesundheitsbehörde vor der Tür und will dass wir mit ins Dorf kommen. Mittlerweile ist es bereits dunkel und wir versuchen so gut es geht das hohe Tempo des Landcruisers zu  folgen. Im Dorf angekommen müssen wir auf den Polizeiposten und natürlich wieder mal lang und breit unsere Herkunft und Absichten erklären. In Angola ist nun auch der Notstand ausgerufen, ob wir das denn nicht wüssten. Man darf sich nicht mehr unnötig bewegen und alle Geschäfte sind geschlossen. Bis jetzt haben wir vor der ganzen Coronakrise gutgläubig die Augen verschlossen und die ganze Panik in Europa ein wenig belächelt. Doch nun holt uns die Realität ein und auch wir spüren nun die realen Auswirkungen der Massnahmen.
Wir müssen vor dem Posten übernachten und am nächsten Tag auf direktem Weg zurück in die Provinzhauptstadt fahren. Dort werden wir weitere Informationen erhalten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Bernadette (Dienstag, 31 März 2020 20:35)

    Diese wunderbare Wüstenlandschaft mit den herrlichen Tierchen ist ja sehr beeindruckend.
    Oh, wie die Sache sich nun wendet -sehr sehr schlimm für alle. Helds gute